Die Galerie
Marianne Heller präsentiert neueste Arbeiten der beiden englischen
Künstler, die der zeitgenössischen internationalen Keramik
entscheidende Impulse gegeben haben. Beide lehrten und lehren am Royal
College of Art in London und wurden für ihre Verdienste mit dem
Order of British Empire ausgezeichnet.
Alison Britton OBE (* 1948)
Skulptur, Architektur, Malerei: im Werk von Alison Britton verbinden
sich diese drei Künste zu einzigartig eindrucksvollen Objekten,
die im Gedächtnis bleiben. Oft lassen sie vergessen, daß
sie aus Ton gemacht sind. Doch es sind Keramiken, die, mehr oder
weniger deutlich, fast immer auf ihre Herkunft aus dem Formen- und
Funktionsschatz der Schale und des Krugs verweisen. Die Gefäßidee
durchlief jedoch verschiedene Stadien der Dekonstruktion, wie es
in vergleichbarer Weise zu beobachten ist im Werk von Architekten
wie Frank Gehry oder Daniel Liebeskind. Mit größter Subtilität
vergegenwärtigen Brittons Schöpfungen simultan Zweidimensionalität
der Malerei und Dreidimensionalität der Architektur, erzeugen
starke Spannungen zwischen außen und innen, weil sie Raum
nicht nur umgrenzen, sondern stets auch sein Volumen artikulieren
und ausdrücken. Brittons Gefäße erzählen keine
Geschichten: sie sind suggestiv, gestisch, abstrakt, ornamental,
dekorativ, und entspringen dem schöpferischen, imaginativen
Zufall.
Gordon Baldwin OBE (* 1932)
Die Formensprache, die Gordon Baldwin in seinem langen Künstlerleben
entwickelt und verfeinert hat, ist unverwechselbar. Seine Objekte
aus Steinzeug sind abstrakt, klar, geheimnisvoll elegant, erfunden
und wecken dennoch Erinnerungen an das, was des Künstlers Auge
sehen und seine Hände fühlen können in Kristallen,
Felsen, Kieseln und unter wechselnden Himmeln am Strand des Meeres.
Baldwins Objekte, die anfangs der sechziger Jahre vorzugsweise hermetisch
geschlossen waren, haben heute Öffnungen, tragen Male und meist
geometrische Muster, eingeschnitten, eingeritzt oder auch in malerisch
aufgetragenen Farben. Sie sind aus Wülsten oder Platten gebaut
und so oft gebrannt, bis sie die erwünschte harte, steinartige
Oberfläche haben. In seinen monumentalen Gebilden erkundet
Baldwin das unendlich vielfältige Wechselspiel zwischen Volumen
und Linie, Weiß und Farbe, Raum und Fläche, Dicke und
Dünne, dem Glatten und Rauhen. Er schafft ganze Formen und
solcher, die diese Merkmale verbinden. Er arbeitet prozeßhaft
und intuitiv und macht seine Objekte zu Dokumenten seiner subtilen
Dialoge mit seinem Material.
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