SELADON:
der klangvolle Name bezeichnet seit
rund dreihundert Jahren in Europa Spielarten der
Farbe Grn in den Eisenglasuren chinesischer Porzellane. In Longquan, im
Sdwesten der Provinz
Zhejiang, ist es in den vergangenen achtzig Jahren gelungen, eine groe
keramische Tradition wieder
lebendig zu machen und Gefe zu schaffen, die dem Vergleich mit den
Meisterwerken der Song-Zeit
standhalten.
Der Geschichte dieser Renaissance ist die Berliner Tpferin und Sinologin Anette
Mertens in
jahrzehntelangen Bemhungen nachgegangen, dokumentiert im 2019 erschienenen Buch
zur
Ausstellung im Vlkerkundemuseum der Universitt Zrich: Seladon im Augenmerk.
Jadegleiche
Porzellane und ihre Meister in Longquan. Solche, die Knnerschaft der heute in
Longquan
arbeitenden, vielfach ausgezeichneten Keramiker reprsentierende, das klassische
Formenrepertoire
variierende Objekte, sind in der Galerie Heller zu besichtigen. Wir sehen Gefe
aus unterschiedlich
dicken und unterschiedlich farbigen Scherben, von rein wei, rotbraun bis
schwarz, aus transluzentem
reinem Porzellan und farbigen, lichtdichten Porzellantonen, frei auf der Scheibe
gedrehte, in
Gipsformen eingedrehte, von Gipskernen abgeformte Stcke, hauchdnn abgedrehte
Schalen, aus
Gieformen geborgene Vasen, alle in feinsten Farbschattierungen und Nuancen von
Essigpflaumen-,
Bohnen- und Gelbgrn, vereinzelt mit den graphischen Akzenten eines Goldfaden-
oder
Fischschuppen-Krakelees: der Betrachter ist zu einem besonderen Erlebnis von
Farbe geladen. Jedes
in diesen Glasuren entstandene Grn entsprang dem Streben seines Schpfers,
darin etwas vom
unvergleichlichen, Leben symbolisierenden zauberhaften Grn der Jade aufscheinen
zu lassen.
Dr. Joachim Utz