Sonderausstellung

 
 

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„Die Künste des Materials“

Das Jahresprogramm 2017 der Galerie Marianne Heller

 

Mit Blick auf das Programm ihres 39. Jahres stünde strenggenommen eine Namensänderung der Galerie an. Was in den letzten Jahren sich zunächst beiläufig ankündigte, ist schließlich Teil der Ausstellungsprogrammatik geworden: Die Öffnung der stets exquisiten Schauen für andere Materialbereiche. Aus der sortenreinen "Galerie für zeitgenössische keramische Kunst" der Marianne Heller ist eine veritable "Galerie der Künste des Materials" geworden, wenngleich mit dem immer noch gültigen und gewiß niemals vernachlässigten Schwerpunkt auf der künstlerischen Keramik der Gegenwart. In diesem mählichen Wandel spielte gewiß Japan, das Land höchster Achtung handwerklicher Materialkünste, als Anregung eine gewichtige Rolle, aber der Impuls langt darüber hinaus: Es gilt, das entdeckende Staunen über die wunderbare Vielfalt und das schöpferische Ingenium in verschiedenen Genres einem für die Schönheit der Dinge empfänglichen Publikum weiterzugeben. Die Galerie hat sich zum Ort dieser Weitergabe, einer solchen Tradition gewandelt - sie ist ein Ort, an dem in feiner Präsentation erlesene, einzigartige und lebendige Objekte aus aller Welt tatsächlich präsent sind, als ästhetischer Genuß anzuschauen, buchstäblich zu begreifen und, man vergesse auch das nicht, zur dauerhaften Freude zu erwerben.

So bilden, wie schon im vergangenen Jahr, sechs jüngere Lackkünstler aus Japan den Auftakt im Jahresreigen: Vom 5. März bis 30. April entfalten Seichiro Fujino (*1972), Katsuji Kamata (*1977), Naomi Kamata (*1976), Yoshihiko Murata (*1977), Yuki Nakamura und Ken Noguchi (*1982) den ganzen traditionellen wie aktuell abgewandelten künstlerischen Zauber jener gerade Europäern so wenig geläufigen Materialkunst des japanischen urushi, der Jahrtausende alten Lackkunst. Das unerschöpfliche Wunder, wie hier aus einem bloßen Naturstoff, dem reinen, in zahllosen Schichten langwierig aufgetragenen Saft des Lackbaumes geradezu entwirklicht subtile Oberflächen auf Gefäßen und Objekten erzeugt werden, läßt auch die Reprise zu einer ausstellerischen Neukomposition geraten.

Das keramische ?uvre der gebürtigen Amerikanerin Daphné Corregan (*1954), seit 1971 in Südfrankreich lebend und seit 1989 als Professorin an der Hochschule für plastische Künste in Monaco lehrend, steht vom 14. Mai bis 25. Juni im Zentrum des Ausstellungsgeschehens der Galerie. Scheinbar ist das vieldeutige Werk der mit Preisen bedachten und weltweit in Museen vertretenen Bildhauerin nicht auf einen Nenner zu bringen. Gespeist aus vielen kulturellen, gegenwärtigen wie historischen Quellen, ihrer Herkunft aus dem melting pot der USA, ihrer mediterranen Heimat wie auch beeinflußt von Reisen rund um den Globus, ist es bestimmt vom Dialog der Dinge und Kulturen, suchend in zumeist freien, mitunter auch gegenständlichen, oft im weitesten Sinne der Idee des Gefäßes verpflichteten Plastiken und Wandarbeiten nach einem kompositorisch-symbolischen Gleichgewicht von Form, Farbe und Zeichnung. Der Vielgestaltigkeit zum Trotz zeugen die Arbeiten in ihrer Gesamtheit von der durchgehend konsistenten Handschrift einer großen Künstlerin.

Keramisch und nicht minder vielgestaltig geht es vom 9. Juli bis 20. August weiter. Die langlebigste und bedeutendste Künstlervereinigung der hiesigen keramischen Szene Deutsche Keramiker - Gruppe 83 präsentiert sich, beileibe nicht das erste Mal in der Heidelberger Galerie, mit aktuell 15 Mitgliedern nebst 2 Gästen: Karin Bablok (*1964) - Antje Brüggemann (*1941) - Michael Cleff (*1961) - Monika Debus (*1961) - Cathy Fleckstein (*1955) - Christa Gebhardt (*1955) - Christoph Möller (*1952) - Renée Reichenbach (*1956) - Elisabeth Schaffer (*1935) - Kyra Spieker (*1957) - Vera Vehring (*1944) - Fritz Vehring (*1944) - Gotlind Weigel (*1932) - Gerald Weigel (*1925) - Friederike Zeit (*1963) sowie Petra Bittl (*1970) und Simon Horn (*1978). Vor nunmehr 34 Jahren als Zusammenschluß der deutschen Mitglieder der Genfer Académie Internationale de la Céramique gegründet (und damit nur wenig jünger als Marianne Hellers Galerie) ist die inzwischen legendäre Gruppe 83 ihrer wechselvollen Geschichte zum Trotz die große Konstante in der sich verändernden Keramikwelt Deutschlands geblieben. Wesentlicher Teil der Geschichte der deutschen Keramik repräsentiert sie zugleich auf höchstem Niveau und generationenübergreifend Vielfalt und Wandel keramischen Arbeitens vom klassischen Gefäß bis zu den Differenzierungen keramischer Plastik. Immer um keramischen Nachwuchs bemüht hat die Gruppe diesmal den an der Burg Giebichenstein ausgebildeten Simon Horn mit seinen materialübergreifenden Schichtarchitekturen sowie Petra Bittl mit ihren von Malerei und Zeichnung lebenden Gefäßen, Objekten und Platten eingeladen.

Die vierte Ausstellung des Jahres vom 8. Oktober bis 26. November gibt sich keramisch vollkommen konzentriert und das das mit gutem Grund: Shigekazu Nagae (*1953) zeigt zeitgenössische Keramikkunst aus Japan in Reinkultur. Der auf dem ganzen Globus bewunderte japanische Star-Keramiker montiert seine atemberaubenden, allen Begrenzungen keramischer Technik hohnsprechenden Gebilde aus scharfgratigen Porzellanplatten, die in kontrollierten Verformungen im Brand Gestalt und Spannung gewinnen und dabei leicht wie vom Wind bewegtes, zu purer Eleganz geblähtes Papier wirken. Die für Europa exklusive Schau ist ein weiteres Mal eine Kooperation mit der YUFUKU Gallery in Tokio.

Den unkeramischen, gleichwohl aber strahlenden Abschluß des fünfteiligen Ausstellungsjahres bildet vom 10. Dezember 2017 bis 14. Januar 2018 unter dem Titel New Dimensions in Jewellery ein Spitzentrio der internationalen Schmuckkunst, bestehend aus der in Deutschland lebenden Australierin Helen Britton (*1966), dem Schweizer David Bielander (*1968) und dem Japaner Yutaka Minegishi (*1973). Die drei vielfach ausgezeichneten Avantgardisten des Autorenschmucks, die jeder für sich mit unkonventionell-ironischen, materialkombinierenden oder provokativen Kreationen Furore gemacht haben, werden die Galerie mit einer einzigartigen Präsentations-Installation in ein spektakuläres Raum-Gesamtkunstwerk verwandeln und damit crescendo-prächtig in das Jubeljahr des 40jährigen Bestehens der Galerie Marianne Heller überleiten...

 

 

Öffnungszeiten:

Di - Fr 11 - 13 & 14 - 18 Uhr
Sa 11 - 18 Uhr
und nach Vereinbarung

Ausstellungsort:

Galerie Heller, Friedrich-Ebert-Anlage 2, D-69117 Heidelberg

 

 
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