"Linie, Fläche, Raum"
Gustavo Perez, Mexiko
Der 1950 geborene Mexikaner Gustavo Pérez, heute weltweit ausstellend und in Museen vertreten, war ein Suchender, hatte zunächst Ingenieurwissenschaften, Mathematik und Philosophie studiert, bis 1971 seine Suche schlagartig ein glückliches Ende fand: Er wurde Keramiker. Dabei hatte nicht er sich für die Keramik entschieden – der Ton hatte ihn erwählt. Über 20 Jahre dauerte es, bis Gustavo Pérez zu seiner keramischen Sprache gelangt war: Eines Tages zog er einen chirurgisch sauberen Schnitt durch die Wandung eines frisch gedrehten Gefäßes – eine schöne Verletzung, buchstäblich, zugleich aber auch eine ideelle Öffnung, ähnlich derjenigen, die Lucio Fontana der Fläche der Malerei zugefügt hatte. Ein Raum gestalterischer Möglichkeiten, den es vordem nicht gab, hatte sich geöffnet, ein unabsehbarer Raum, in dem Gustavo Perez sich bis heute bewegt. Ausgangspunkt ist ihm der gedrehte Zylinder, den er noch frisch und plastisch auf der Scheibe schlitzt, ritzt, schneidet, perforiert, dehnt und verformt, mitunter zu reinen Skulpturen schließt. Mit unglaublicher Sicherheit ohne alle Vorzeichnung zieht er seine Linien, setzt seine Schnitte, drückt seine Finger ein und verleiht damit jedem einzelnen seiner Objekte einen ganz eigenen, geradezu musikalischen Rhythmus, eine unnachahmliche, rundum lesbare Melodie. Klar und zugleich wie unlösbare Rätselbilder wirken diese Arbeiten, die sich gediegenem Handwerk und traumhafter Inspiration zugleich verdanken und in denen sowohl die malerische Abstraktion der klassischen Moderne wie auch die ornamentale Organik lateinamerikanischer Archaik nachklingt.
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Eröffnung Sonntag, 12. Mai 11.30 - 18 Uhr
Einführung Dr. Josef Strasser, Neue Sammlung, München
Vortrag: 14 Uhr, Gustavo Perez
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