Immer wieder nimmt sich die Galerie des Themas der zeitgenössischen figürlichen Plastik an. Dann tauchen sie in der Programm-Reihe aus klassischer und avantgardistischer Keramikkunst auf wie Kontrapunkte des Konkreten: Menschen, Tiere, Wesen, die vor Augen führen, daß das Genre der keramischen Plastik als Figur seine Frische, Kraft und Fruchtbarkeit geradezu spielend behauptet. Daß dabei Figur niemals gleich Figur ist und die Spannbreite der Art und Machart dieser so kunstfertigen Wesen weit sein darf, das zeigen hier in einer Ausstellung sechs Künstlerinnen und ein Künstler aus Deutschland mit je eigenem Thema.
Die Bremerin Kirsten Brünjes berichtet „Von Tieren und Menschen“. Da reihen sich fein säuberlich an der Wand handspannenwinzige Wesen aus Steinzeug oder Porzellan. Wie zierliches Spielzeug oder akkurate Präparate von scheinbar ruhig haltender Quicklebendigkeit und einem Detailreichtum, der Staunen läßt ob des handwerklichen Aufwandes, der den Miniaturen zuteil ward.
Kaum minder befremdend zeigen sich die „Verwandtschaft“ bildenden Porzellanfiguren der in Leipzig arbeitenden Schweizerin Marianne Eggimann: Miniaturen von bisquit-weißer Mattheit, penibelst realistisch modellierte Tiere und Menschen wie gruseliger Nippes oder zoologische Modelle, die so würdevoll wie grotesk innehalten.
Theresia Hebenstreit, in Wiesbaden lebend, ist keine Unbekannte in der Galerie Heller – sie kehrt wieder unter dem Motto „Luzie is back“. Ihre Figur Luzie hat viele Namen, der stilisierte Typus der kleinen, lieblich wohlgerundeten Nackten, die immer selbstbewußt und lächelnd sich präsentiert, bleibt stets der gleiche: Eine Art zeitgenössisches Ur-Mutter-Idol.
Der einzige männliche Beitrag kommt von Martin Neubert, Professor an der Burg Giebichenstein in Halle: „Frühstück bei Clowns“. Seine grob modellierten Büsten und Halbfiguren, oft angetan mit Zutaten aus Kunststoff, Glas oder Beton, mit kräftigen Farbakzenten, sind nur vordergründig naiv, formulieren sie doch Grundprobleme der Plastik – eine fröhliche Kunstlehre.
Die „Wandläufer“ der Sybille Onnen aus Karlsruhe bersten vor körperlicher Bewegungslust und materiellem Überschwang. Da laufen, kugeln, strampeln Paare expressiv modellierter nackter Frauen, von Glasur dick bepinselt an der Wand, gerade ihrer Kleinheit wegen selbst Wesen und Fleisch wieder werdend ohne jeden Naturalismus`.
Silvia Siemes, in Beuren bei Nürtingen arbeitend, ist die Ernste der Runde: Keine Komik bei ihren modellierten, in reduzierter Farbigkeit engobierten Terrakotta-Figuren, die „Bleiben Warten“ – post-moderne Sehnsuchtsfiguren, dem Lebenszusammenhang für den Moment entfallen wie das Personal der Erzählungen und Dramen eines Botho Strauss`.
Last but not least und vielleicht ironischer als alle anderen zusammen zeigen sich die „Zwerginnen und andere Hilfswesen“ der Beate Thiesmeyer aus Kaub: Kurios und ruhig sitzende oder stehende Figuren, die, in sich gekehrt, die Augen zu, nackt im Slip, mit ziegelroter Zipfelmütze oder gewandet in Kittelschürzenartiges, den Betrachter im Ungewissen darüber lassen, ob sie nun Bedeutung haben oder nicht doch eher über Bedeutungshuberei sich lustig machen. |