Stets halten sie inne, die zarten, scheckichten Charaktere des keramischen Bestiariums der Schottin Susan O`Byrne – knopfäugig aufblickend verharren sie, als stünden sie inmitten einer Fabel, deren Fortgang in der Schwebe gehalten wird. Wie viele Kinder hatte die 1973 geborene Künstlerin als kleines Mädchen schon die größte Freude an Tierfigürchen, die ihr als Pfadfinder in imaginäre Welten mit ihren gespielten Hierarchien und Moralitäten dienten.
So groß war das Vergnügen, daß das Kind glaubte, eines Tages würde es eine Maschine besitzen, die ihm die geliebten animals produzierte. Die Wundermaschine wurde nie real – doch Susan O`Byrne verwirklichte ihre Kinderphantasie dennoch. Sie studierte am College of Art in Edinburgh und wurde Künstlerin, deren einziges Thema Tiere sind. Aber diese fast lebensgroßen Kreaturen, denen die Keramikkünstlerin eine Ausdrucksfähigkeit wie keiner menschlichen Figur sonst zutraut, sind alles andere als realistische Plastiken.
In ganz eigener Technik gefertigt, indem sie Platten aus einer Porzellan-Paperclay-Masse auf das Drahtgeflecht einer Figur modelliert und vielfarbig mustert, gewinnen die Arbeiten einen märchenhaften Zauber: Zerbrechlich, ja verletzlich wirkend, wie aus Scherben gefügt, dabei von einer berückenden Präsenz, scheinen sie einer Erzählung Lewis Carrolls entsprungen. Und wie dort das berühmte weiße Kaninchen Alice ins Wunderland lockt, fragen uns Susan O`Byrnes Geschöpfe, ob auch wir ihnen folgen mögen...
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