Sonderausstellung

 
 

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1. Januar 2010 bis 31. Dezember 2010

Vorschau auf das Jahresprogramm 2010 der Galerie Marianne Heller Heidelberg

 

 

Neue Ufer und die Schönheit bekannter Küsten von Dr. Walter Lokau, GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig.

Sie ist in der bundesdeutschen Galerien-Szene ein Phänomen, eine Einzigartigkeit geradezu inzwischen – die Galerie der Marianne Heller in Heidelberg. Zumal nach dem Abtreten der Münchner Galeristin Renate Wunderle vom aktiven Ausstellungs-Betrieb und der Schließung ihrer Galerie b15 bleibt die Heidelberger Galerie für zeitgenössische keramische Kunst die einzige international operierende Galerie für diese Materialsparte in Deutschland mit weltweitem Renommee. 1978 mit dem Schwerpunkt englischer Keramik gegründet, hat das Galerie-Programm im Laufe dreier Jahrzehnte eine enorme inhaltliche Erweiterung erfahren und präsentiert heute Keramik der Gegenwart, Gefäße wie auch Plastik, über Europa hinaus, aus der ganzen Welt. Der lange Atem gibt ihr recht: Konzentriert, in aller Ruhe und Geduld und nicht zuletzt mit beträchtlicher Risikobereitschaft läßt sich Marianne Heller nicht im eigenen Anspruch an handwerkliche und künstlerische Qualität irritieren und folgt ihrem Gespür für Bewährtes und Innovatives, ohne in die Beliebigkeit blöder Vielfalt sich zu verlieren. Kaum mehr als eine Handvoll Einzel-, Paar- oder Gruppenausstellungen zeigt sie übers Jahr, dazwischen stets gemischte Präsentationen der von ihr permanent Vertretenen: Die delikaten Schalen Rupert Spiras, Gefäßobjekte Ken Eastmans, Architekturen Michael Cleffs oder Gefäße der eigenwilligen Farbmagierinnen Sandy Brown und Pippin Drysdale sind hier immer zu haben.

So bietet Marianne Heller auch im 32sten Jahr des Bestehens ihrer Galerie eine keramische Wanderung über die Kontinente, wie sie an keinem anderen Ort in Deutschland zu sehen sein dürfte. 2010 beginnt mit einem Ausstellungsüberhang aus dem abgelaufenen Jahr – die Doppelpräsentation der minimalistischen, salzglasierten Steinzeug- und Porzellan-Zylinder Jane Hamlyns und der in die christliche Mythologie versponnenen, enigmatischen Figuren der jungen Irin Claire Curneen. Der Februar ist der Accrochage der Bestände der Galerie gewidmet, um am Ende, vom 28. Februar bis zum 18. April, ein weiteres Mal einen besonderen Leckerbissen (nicht nur) für die Freunde japanischer Keramik parat zu halten: Erstmals wird Marianne Heller eine internationale Galerien-Kooperation eingehen und vier nach der Jahrhundertmitte geborene Keramiker der Tokyoter Galerie Yufuku ausstellen, aus Keramikerdynastien stammend tiefverwurzelt in ihrer Keramikkultur allesamt, ein jeder ein Meister in seinem besonderen Traditionszweig: Kato Yasukage XIV mit klassischen Oribe- und Shino-Gefäßen, Maeta Akihiro mit seladonglasiertem Hajuki-Porzellan, Ono Jiro mit in Kinrande-Technik Blattgold-verzierten Porzellangefäßen und Yamada Yozan IV mit Teekeramik aus dem Holzofenbrand. Mitte Mai bis Ende Juni dann wird es Neuland zu entdecken geben – in Deutschland ist die gegenwärtige künstlerische Keramik Finnlands weitgehend eine terra incognita. Mit der Helsinki-Gruppe, einem losen Zusammenschluß jüngerer finnischer Keramik-Künstler, werden gleich zehn Positionen einen Überblick über das keramische Schaffen im hohen Norden Europas bieten, darunter die kraftvollen Skulpturengefäße und geborstenen Plattenobjekte Pekka Paikkaris, die zartverschatteten, poetischen Gefäßformen Kristina Riskas, Erna Aaltonens gewellte Gefäßsäulen oder Kirsi Kivivirtas symbolträchtige Block- und Mauerplastiken.

Ab dem 11. Juli bis Ende August setzt sich die Reihe der Einzelausstellungen mit Arbeiten der Farbtänzerin Sandy Brown fort, eine Sommer-Ausstellung par excellence, auf die Freundinnen und Freunde der farbberauschten, improvisationsfreudigen Britin nach den letzten Schauen der Jahre 2007, 2003 und 2000 bestimmt schon sehnsüchtig warten. Der September wird mit Aktivitäten außerhalb der Galerie gefüllt sein – die diesjährige Tagung der Académie international de la céramique (AIC) findet in der französischen Hauptstadt Paris statt, ein Muß für Marianne Heller. Australien heißt dann ab dem 3. Oktober und bis Mitte November mit einer Doppelausstellung das Thema der Galerie – auch hier eine Neuerung: Neben den auratischen colour-ripples-Gefäßen der Australierin Pippin Drysdale, die schon 2002 und 2004 mit Einzelpräsentationen zu sehen war und zum festen Bestand der Galerie gehört, werden Arbeiten der 1966 in Australien geborenen und in München lebenden Schmuck-Gestalterin Helen Britton geboten, die mit ihren dekonstruktiven, Gegensätze unaufgelöst ineins montierten - Natur/Künstlichkeit, Edles/Unedles, Farbigkeit/Monochromie, Opulenz/Formstrenge etc. - Miniaturplastiken in Gestalt von Broschen, Ketten oder Ohrringen international Furore gemacht hat.

Den Jahresausklang bestreitet ab dem 21. November der Franzose Vincent Potier, auch er kein Unbekannter in der Galerie Heller, hatte er doch 2007 hier schon eine Einzelausstellung: Gediegene Gefäße, die, so einfach ihre Kasten- und kantigen Flaschenformen auch erscheinen, gleichwohl rätselhaft in ihrer Funktion bleiben und durch die Festlichkeit ihrer opulenten, gedeckten Glasurmalerei schier zeremoniell wirken.

Neuland und bekanntes Neues – auf Mischung und Güte kommt es an: Marianne Hellers Programm für das Jahr 2010 wird zweifellos Stammbesucher begeistern wie auch neue Interessierte anlocken - und ein weiteres Mal das unausgeschöpfte Potential des Materials Keramik vor Augen führen:
Hierin zumindest gibt es keine globale Krise...

Dr. Walter Lokau, GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig


 

 

Öffnungszeiten:

Di, - So: 11 - 18 Uhr

Eröffnung:
mit Sandy Brown: Sonntag, 15. Juni, 11 Uhr

 

Ausstellungsort:

Galerie Heller, Friedrich-Ebert-Anlage 2, D-69117 Heidelberg

 

 
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