Sonderausstellung

 
 

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13. September bis 1. November 2009:

Profiles & Movements In Space

Jindra VIKOVÁ, Tschechien
Tjok DESSAUVAGE, Belgien

 

Jindra Viková – Profiles

Die 1946 geborene, in Prag lebende Künstlerin Jindra Viková, in den 60er Jahren ausgebildet an der Prager Hochschule für Angewandte Künste bei Prof. Otto Eckert, verfolgt in ihrem Œuvre ein großes Thema, geradezu das große Thema der europäischen Plastik: die menschliche Figur – im weitesten Sinne...

In immer neuen Motiv-Kreisen befragt sie die Körperlichkeit menschlicher Existenz, sei diese nun in ihrer Empfindlichkeit und Verletzlichkeit als Subjekt oder in der Unfaßlichkeit von Erscheinung und Erinnerung als Objekt dargestellt. Daß es Jindra Viková formal dabei nicht um einen vordergründigen oder gar leeren Realismus zu tun ist, sondern eher um eine singuläre, den Techniken des Surrealismus verpflichtete Symbolhaftigkeit, war schon immer spürbar, zeigt sich aber programmatisch in ihren zwischen Bild und Plastik changierenden Arbeiten der letzten Jahren. Auf eine konkrete Weise das Material herausstellend, gerade darin aber die Figur abstrahierend und entwirklichend sucht sie eben die Flüchtigkeit einer Person als Bewegung oder als Abwesenheit darzustellen.

Die aus bis zum Durchscheinen dünnen Porzellanplatten gebildeten, mitunter eingeschnittenen oder punktierten Silhouetten en face oder im Profil erzeugen als Schema, als Schemen gleichsam die Andeutung oder Ahnung des Menschen, um auch in ihrer Besonderheit unvollständig schematisch zu bleiben. Buchstäblich noch umrißhafter, dürrer, entschwundener bilden weiterhin die aus Draht gebogenen Profile räumliche Abwesenheits-Zeichnungen, besonders wo diese, zu mehreren knapp hintereinander montiert, Bewegung suggerieren – wie im Raum stehengebliebene, gleichsam stroboskopische Momentaufnahmen. In Kombination mit den Schemen-Profilen aus Porzellan ergeben diese Draht-Raum-Zeichnungen identitätslose Personen, ähnlich nicht mehr benennbaren klassischen Medaillen-Portraits der Vergangenheit. Neben ihren Arbeiten aus keramischem Material beschäftigt sich Jindra Viková seit Mitte der 1980er Jahre mit dem Medium der Foto-Collage.

Heute zählt Jindra Viková, die seit 1983 der Genfer Académie Internationale de la Céramique angehört, zu den bekanntesten Künstlerinnen Tschechiens, ist vielfach ausgezeichnet und in Sammlungen und Museen weltweit vertreten.

Beispiele:

Jindra Viková:

 

Tjok Dessauvage – Two movements in space

Obwohl sein Studium der Keramik an der Kunsthochschule St. Lucas in Gent einst durch den überraschenden Tod seines Lehrers Joost Maréchal jäh unterbrochen wurde und er sich seitdem mit großer Hingabe, ja Besessenheit selbständig ausgebildet hat, gehört der 1948 geborene Belgier Tjok Dessauvage heute zur Weltspitze internationaler Keramik; auch er ist seit 1988 Mitglied der Académie Internationale de la Céramique in Genf, wurde mit internationalen Preisen bedacht und ist mit seinen Arbeiten Teil vieler Museumssammlungen.

Bekannt wurde Tjok Dessauvage mit seinen in einem Stück gedrehten, handwerklich makellosen Doppelwandarbeiten, wobei er seit vielen Jahren einen formalen Typus bevorzugt: eine fußlose Kelchform, manchmal mehr ins Konische abgewandelt, manchmal sich der Halbkugel annähernd, mit gerader Decke, in die mittig eine unverhältnismäßig kleine Öffnung eingesenkt ist. Fern jeder Funktionalität erscheint dieser Gefäßtyp als ein schieres Sinnbild von Gefäß, das in seiner unendlichen Modulation stark konzeptuellen Charakter gewinnt.

Nachdem er in früheren Jahren Steinzeug gebrannt und sich der Glasurtechnik gewidmet hatte, hat der Keramiker in den letzten Jahren die Niedrigbrand-Techniken des Raku und der Terra Sigillata perfektioniert, wobei ihm, der Symbolhaftigkeit seiner Gefäße entsprechend, diese als Träger von Impressionen oder Expression dienen. So nutzt er die flache Decke seiner schwarzen, weißen oder auch leuchtend orangefarbenen Doppelwandgefäße gleichsam als Inschrift-Fläche für abstrakte, sehr exakt ausgeführte, oft geometrische Ritzzeichnungen, die an Bewegungskurven, Sternenlaufmuster oder kartographische Zirkelschläge erinnern. Entstehende Teilflächen sind hier farblich absetzt, wofür besondere Techniken der Oberflächenbehandlung angewandt werden: Ritzungen, Essigsäure-Ätzung oder auch der Druck mit Gummiklischees schaffen eigenartige Kontraste auf den samtigen, polierten Oberflächen.

Eine besondere Variante dieser Sinn-Gefäße stellen die installationsartig zu Gruppen gestellten Arbeiten ganz ohne Hohlraum dar, deren Decken-Zeichnungen insgesamt ein aufeinander bezogenes Gesamtbild ergeben – unentzifferbare Botschaft unnahbar schweigender Gefäße.

Beispiele:

Tjok Dessauvage:

 

 

Im Skulpturengarten  
„Omerta“ ( „Schweigen“ ) heißt eine der beiden Skulpturen des pfälzischen Künstlers Stefan Engel, die im Skulpturengarten vor der Galerie aufgestellt sind.
 
 

Öffnungszeiten:

Di - Fr 11 - 13 und 14 - 18 Uhr
Sa 11 - 18 Uhr
und nach Vereinbarung

Eröffnung: Sonntag, 13 September, 11.30 - 18 Uhr

Einführung: Dr. Kristina Hooge, Heidelberg

 

Ausstellungsort:

Galerie Heller
Friedrich-Ebert-Anlage 2
Im Stadtgarten
D-69117 Heidelberg

Tel: 06221 - 61 90 90
info@galerie-heller.de

 

 
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