Es ist schon ein kleines Gipfeltreffen der internationalen Keramik-Skulptur:
Drei Freunde – alle zur Weltspitze keramischer Kunst zählend,
vielfach ausgezeichnet, Mitglieder der Genfer Académie Internationale
de la Ceramique und in Sammlungen und Museen rund um den Globus
vertreten – beschließen, einen Ausstellungsreigen an
drei Orten Europas zu veranstalten – Heidelberg, Budapest
und Valencia sollen die Stationen ihrer Triumvirats-Schauen heißen.
Fast logisch handelt es sich also um einen Ungarn, einen Spanier
und – die Ausnahme in der Logik der Ausstellungsorte –
um einen Japaner: Yasuo Hayashi (*1928) aus Kyoto,
Enric Mestre (*1936) aus Valencia sowie Sandor
Kecskemétí (*1947), aus Budapest, seit nunmehr
fast 20 Jahren mit Atelier im bayerischen Grundremmingen.
Und so wird die Heidelberger Galerie Marianne Heller also die erste
Gelegenheit sein, Arbeiten des keramischen Global-Trios zu sehen:
Arbeiten, deren Gemeinsames darin liegt, daß sie auf ungegenständliche
Weise mit den Grundproblemen der Plastik und Skulptur befaßt
sind – den Fragen nach dem Raum, nach dem Körper und
der Darstellung derselben. Wie allerdings ein jeder der Künstler
Antworten gibt auf diese grundsätzlichen Fragestellungen, ist
in ästhetischer und handwerklicher Hinsicht von faszinierender
Individualität.
Yasuo Hayashi – heute ein Altmeister der
japanischen Keramik-Avantgarde, Revolutionär der Auffassung
von keramischer Plastik in diesem so traditionsbewußten Land
–, hatte in den 1940er Jahren ein Studium der Malerei aufgegeben
und sich um des Broterwerbs willen der Herstellung von Gebrauchskeramik
gewidmet.
Zugleich aber hatte er die avantgardistische Gruppierung „Shikokai“
gegründet, die neue Ausdrucksmöglichkeiten im Medium der
Keramik erforschte. Es waren seine Eindrücke als Pilot im 2.
Weltkrieg, als auf Nachtflügen im von Schwärze erfüllten
Raum die spärlichen Lichtspuren des überflogenen Landes
die einzigen Anhaltspunkte der Orientierung waren, die zu seinen
heutigen Arbeiten führten.
So spürt Yasuo Hayashi dieser eigenartigen Erfahrung räumlicher
Desorientierung noch immer nach, indem er aus Steinzeug seine kastenartigen
Plastiken baut, die er durch aufwendige Glasurmalerei und Inlay
von Porzellanlinien in mitunter surreal wirkende Nachstücke
von irritierender und bodenloser Scheinräumlichkeit verwandelt
– Blöcke von Nacht, die den in sie begriffenen Raum handwerklich
zwar perfekt inszenieren, ihn aber in ihrer Exaktheit wieder zur
Unfasslichkeit zerbrechen.
Beispiele:
Demgegenüber wirken die Plastiken des Spaniers Enric
Mestre in ihrem Minimalismus wie ernüchterte Raumkonstruktionen:
Kastenartige, aus Platten gebaute, der Architektur nahestehende
Konstruktionen von karger Farbigkeit, die vom rechten Winkel bestimmt
erscheinen.
Doch der so rationalisierende Augenschein schierer Ordnung trügt:
In diesen Arbeiten ist eine verhaltene, spröde Poesie am Werke,
die sie dem bloß Vernünftig-Kalten entzieht. Immer findet
man in ihnen auch den kleinen Vorsprung, die sachte Verschiebung,
die gegen die Rechtwinkligkeit gesetzte Schräge, wie auch die
unmittelbare Präsenz des Materials. So erweisen sie sich als
stille und wohlaustarierte Kompositionen, die das Verhältnis
von strenger geometrischer Ordnung und der spielerischen Abweichung
untersuchen.
Obwohl als Form in einem mitunter langen planerischen Prozeß
von der Zeichnung über ein Modell bis zum endgültigen
Werk entwickelt, besteht Enric Mestre mit seinen Arbeiten auf der
Dimension der Intuition – als folge er einer Art konstruktiver
Poetik, die den persönlichen Ausdruck zwar zügelt, aber
keineswegs eliminiert.
Beispiele:
Wieder anders die Plastiken des Ungarn Sandor Kecskemétí:
Unvergleichbar den Arbeiten seiner Mitstreiter begreift er den räumlichen
Körper in seiner materiellen Massivität als unmittelbar
gegeben.
Der massive Ton- oder Porzellanblock wird mit dem Draht mit einem
zügigen Schnitt zerteilt, wird abgetragen oder markiert und
in seiner Konsistenz als Material sichtbar und zugleich als Skulptur
komponiert. So entsteht der frische Eindruck der gestaltenden Kraft,
die aus der deformierenden Aktion heraus Form findet, auf Moment
des Gelingens angewiesen ist und doch die Sicherheit des künstlerischen
Zugriffs vorführt.
Beispiele:
Im Skulpturengarten |
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„Omerta“
( „Schweigen“ ) heißt eine der beiden Skulpturen
des pfälzischen Künstlers Stefan Engel, die im Skulpturengarten
vor der Galerie aufgestellt sind. |
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